Vögel füttern – auch im Sommer, rund ums Jahr!

Entgegen der weit verbreiteten Meinung, man solle am Winterende die Vogelfütterung einstellen, zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass das ganzjährige Ausbringen von Vogelfutter einen ergänzenden Beitrag zum Erhalt unserer Vogelvielfalt leisten kann. In unserer durch intensive Landwirtschaft geprägten und durch viele „Saubermann-Aktionen“ ausgeräumten Landschaft finden die Vögel auch im Sommerhalbjahr zunehmend weniger Nahrung. Wildkräuter werden auf fast allen Feldfluren intensiv mit Herbiziden bekämpft, Wiesenpflanzen bilden aufgrund frühzeitiger und häufiger Mahd nur noch selten Samen aus. Hinzu kommt, dass Insekten durch Pestizid-Einsatz im Bestand zurückgehen.

Ebenso sind Hausgärten im städtischen Bereich häufig artenarm und wenig ökologisch gestaltet, so dass Vögel hier oftmals vergeblich nach Nahrung suchen. Selbst im Ziergarten wird gerne mit viel Gifteinsatz eine ökologisch nahezu tote Umwelt geschaffen.

Damit können viele Vogelarten, die im Sommerhalbjahr dem Stress der Jungenaufzucht ausgesetzt sind, in Not geraten. Jahrzehntelange Untersuchungen in England, aber auch in Deutschland, haben gezeigt, dass mit einer Ganzjahresfütterung an Futterstellen vielen Vogelarten wesentlich geholfen werden kann.

Mit etwas Glück kann man auch den Buntspecht als Futtergast im Garten beobachten. (Foto: ©piclease/A. Brillen)
Buntspecht an Meisenknödel, piclease/A. Brillen

Viele Arten, die ganzjährig betriebene Futterstellen aufsuchen, können früher brüten, mehr und höherwertigere Eier legen“, sagt Prof. Peter Berthold, Mitglied im Stiftungsrat der Heinz Sielmann Stiftung. „Diese Vögel vermögen ihre Jungen besser aufzuziehen und erreichen einen deutlich höheren Bruterfolg. Auch nimmt bei ausreichendem Nistplatzangebot – beispielsweise künstlichen Nistkästen – ihre Brutdichte erheblich zu.”

An langjährig betriebenen Ganzjahres-Futterstellen können bis zu 50 Vogelarten erreicht und unterstützt werden, darunter auch viele im Zuge der Klimaerwärmung immer früher heimkehrende Zugvögel wie Rotschwänze, Grasmücken, Laubsänger oder Goldhähnchen. Intensive Überwachung von ganzjährig gefütterten Vögeln hat bisher keinerlei Nachteile, wohl aber erhebliche Vorteile erkennen lassen.

Die Heinz Sielmann Stiftung setzt sich besonders für die Lebensräume unserer heimischen Vogelwelt ein. Sie verfolgt langfristig effektive Strategien mit dem Ziel, die biologische Vielfalt und die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts dauerhaft zu erhalten und zu fördern. Die ganzjährige Vogelfütterung ist ein ergänzender Beitrag zum Schutz der Vögel – und sie schafft ein spannendes Naturerlebnis.


Fünf Thesen zur ganzjährigen Vogelfütterung

  • Die artenreiche heimische Vogelwelt ist sehr in Mitleidenschaft gezogen worden und weist einen erheblichen Artenschwund auf.
  •  In ausgeräumten und landwirtschaftlich intensiv genutzten Landschaften wie auch in Gärten hat der Mensch die Nahrungsgrundlagen der Vögel stark eingeschränkt.
  •  Menschen freuen sich, wenn sie sehen, wie ihre ausgleichenden Fütterungsmaßnahmen von den Tieren angenommen werden.
  • Der anerkannte Ornithologe Prof. Peter Berthold weist auf Basis neuester wissenschaftlicher Forschungsergebnisse nach, dass eine ganzjährige, verantwortungsvoll durchgeführte Vogelfütterung einen wertvollen Beitrag zum Vogelschutz und zum Erhalt der Artenvielfalt leistet.
  • Der Schwerpunkt der Arbeit der Heinz Sielmann Stiftung liegt im Erhalt und der Wiederherstellung der natürlichen Lebensräume unserer Wildvögel. Vogelfütterung kann hierfür eine sinnvolle Ergänzung sein.

 Fünf Tipps zur Fütterung

  • ausreichende Größe des Futterhauses (mindestens ein Viertel Quadratmeter)
  • ausreichend weit überstehendes Dach, um die Futterstelle trocken zu halten
  • ausreichender Abstand zwischen Futterbrett und Dach, damit die Futterstelle von verschiedensten Vogelarten angenommen wird
  • ausreichender Abstand zum Boden; er sollte etwa 150 cm betragen, um die Vögel vor Räubern wie Katzen zu schützen; Vorkehrungen treffen, dass auch das Hinaufklettern unterbunden wird
  • Winter-Streufutter verwenden (hoher Anteil an Sonnenblumenkernen, Hanf, geringer Anteil an Getreide, außerdem Erdnüsse)
  • Winter-Fettfutter verwenden (geeignetes, frostsicheres Fett wie Kokosfett mit viel Haferflocken)
  • Meisenknödel verwenden
  • bei Bedarf Apfelstücke ausbringen (z. B. indem man diese auf Äste, Zäune etc. aufspießt)

 Zu beachten

  • keine Speisereste verfüttern
  • kein Brot
  • keine Salzzugabe beim Selbstherstellen des Futters